18. Juni - Superzellen im Abendlicht
Am 18.06. deutete alles auf eine markante Extremwetterlage für den Osten Deutschlands hin, deswegen beschlossen wir kurzfristig, mit Matthias aus dem Chasingteam OWL in Richtung Erfurt, Thüringen zu fahren, da dort die Chancen auf starke Gewitter relativ gut waren. Recht früh bemerkten wir aber, dass die Modelle mal wieder den größten Schrott rausgewürfelt hatten, denn es löste lediglich bei Magdeburg Zellen aus, eine davon konnten wir beobachten und ablichten. Bei den extrem hohen CAPE Werten >1500 J/kg ging da Ding förmlich hoch wie eine Rakete, dennoch war es aber zu weit weg, um großartige Bilder davon zu machen, wenn aber auch ein Zeitraffer im Video folgt. Hier zumindest ein paar Naturaufnahmen, auf dem ersten Bild sieht man schwach die Zelle.
Plötzlich ging alles Schlag auf Schlag und direkt vor uns zündete in der hochlabilen Luft eine geniale freistehende Multizelle. Inzwischen waren wir irgendwo in Nordthüringen und beobachteten die eindrucksvolle Entstehung und Entwicklung der Gewitterzelle. Das Ding wird sicher Hagel geschmissen haben, hatte dementsprechend auch einen ziemlich kräftigen Kern auf dem Radar. Der Aufwindturm war echt gigantisch! :-) Hierzu noch ein paar Bilder.
Mittlerweile waren wir voll im Jagdfieber und fuhren ständig weiter nach Nordosten, um irgendwie noch vor die Schwergewitter zu kommen, die auf Höhe Berlin rumblitzten, bzw. rumhagelten, dort fielen uns die Ambosse der sich dort formierenden Squall-Line ins Auge, die weiter nach Süden anbauten und hochschossen wie Raketen! Die Luft stand derweil bei über 30° - Tendenz steigend! Währenddessen baute, wie schon gesagt, die Linie nach Süden hin an, was man an mächtigen Quellungen sah, die südlich der bestehenden Squallline nur so hochschossen!
Wir fuhren weiter mit vollem Karacho in Richtung Osten und nach 150km Landstraßen landeten wir wieder auf der A4, auf der wir dann in Richtung Polen schossen, um die Zellen abzufangen, die sich als Superzellen herausstellten! Die Helizität war richtig zu sehen, das waren AMMIKALIBER! :)
Eine der Zellen entwickelte sich schnell zu der mit Abstand geilsten Gewitterzelle, die ich bis jetzt gesehen habe! Auf dem Vertikalscan konnte man derweil einen fetten Überhang ausmachen, während sich langsam die Flankingline entwickelte, die die Zelle förmlich in sich fraß! Im Sonnenuntergangslicht war das eine der mit Abstand genialsten Szenen, die ich bis jetzt gesehen habe! Allein dafür hatte sich die 1200km Chasingtour schon gelohnt!! :-)
Der Amboss der Zelle war gewaltig! Er breitete sich rasant gegen die Strömung aus, die in dem Niveau, auf dem sich der gewaltige Amboss befand, und das waren über 14km!, über 50kn betrug! Das Beast war einfach nur gigantisch!
Zum krönenden Abschluss entschlossen wir uns dazu, den Kern der Zelle zu durchfahren (jaaaaa das grenzt ein wenig an Dummheit^^), wo wir von einem Downburst in Form von heftigem RFD-Rückenwind und Whiteout in Form von unwetterartigem Starkregen und Hagel +-3cm begrüßt wurden. Das System scherte mittlerweile schön nach rechts aus, also waren wir relativ zügig aus dem Kern raus und konnten uns irgendwo in Polen vor die Superzellen setzen, wo wir einen schönen kreisrunden Aufwindteller an der nördlichen Zelle beobachten konnten, abzulichten gab's allerdings nix, da der südliche Teil blitzaktiver war. Zum kompletten Chase gibt es hier ein Video, haut es euch bis zum Ende rein! :)